Podiumsdiskussion vor Bundestagswahl Raunen, Applaus und kluge Fragen von Schülern in Leer

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Von Vera Vogt
| 07.01.2025 14:09 Uhr | 2 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Mehr als 400 Schülerinnen und Schüler hörten sich im Theater an der Blinke an, was die Direktkandidatinnen und -kandidaten zu sagen hatten: Julian Pahlke (Grüne, von links), Gitta Connemann (CDU), Ferhat Asi (FDP) und Martina Uhr (AfD, 1. von rechts) saßen auf dem Podium. Moderiert haben Chefredakteur dieser Zeitung Lars Reckermann (2. von rechts) und die stellvertretende Leiterin der Redaktion Leer Vera Vogt (3. von rechts).
Mehr als 400 Schülerinnen und Schüler hörten sich im Theater an der Blinke an, was die Direktkandidatinnen und -kandidaten zu sagen hatten: Julian Pahlke (Grüne, von links), Gitta Connemann (CDU), Ferhat Asi (FDP) und Martina Uhr (AfD, 1. von rechts) saßen auf dem Podium. Moderiert haben Chefredakteur dieser Zeitung Lars Reckermann (2. von rechts) und die stellvertretende Leiterin der Redaktion Leer Vera Vogt (3. von rechts).
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Mehr als 400 junge Leute löcherten Politikerinnen und Politiker: Im Theater an der Blinke in Leer stellten sie sich vielen Fragen. Raunen, aber auch Applaus gab es.

Leer - Raunen, lauter Applaus – und kluge Fragen: Mehr als 400 Schülerinnen und Schüler waren bei der Podiumsdiskussion im Theater an der Blinke in Leer dabei. Bei der Veranstaltung des Ubbo-Emmius-Gymnasiums, Teletta-Groß-Gymnasiums (beide Leer) und Albrecht-Weinberg-Gymnasiums (Rhauderfehn) löcherten die Schüler die Direktkandidatinnen und -kandidaten des Wahlkreises Unterems bei der anstehenden Bundestagswahl. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Lars Reckermann, Chefredakteur dieser Zeitung, und Vera Vogt, stellvertretende Redaktionsleiterin für Leer.

Die Gymnasiasten stellen Fragen. Foto: Ortgies
Die Gymnasiasten stellen Fragen. Foto: Ortgies

Mit dabei waren: Ferhat Asi (FDP), Gitta Connemann (CDU), Julian Pahlke (Grüne), und Martina Uhr (AfD). Anja Troff-Schaffarzyk (SPD) konnte wegen eines Todesfalls in der Familie nicht teilnehmen, UEG-Lehrerin Andrea Rohe übernahm und verlas ihr Statement. Nicht teilgenommen hatte ebenfalls die kurz zuvor zurückgetretene Franziska Junker (Linke).

Wer geht denn in die Politik?

Zunächst ging es um die Schüler. Auf die Frage, ob jemand vor habe, in die Politik zu gehen, reckten nur wenige den Arm nach oben, fast alle taten dies auf die Frage, wer sich bei Social Media über Politik informiere.

Ferhat Asi (FDP). Foto: Ortgies
Ferhat Asi (FDP). Foto: Ortgies
Gitta Connemann (CDU). Foto: Ortgies
Gitta Connemann (CDU). Foto: Ortgies
Julian Pahlke (Bündnis 90/Die Grünen). Foto: Ortgies
Julian Pahlke (Bündnis 90/Die Grünen). Foto: Ortgies
Martina Uhr (AfD). Foto: Ortgies
Martina Uhr (AfD). Foto: Ortgies
UEG-Lehrerin Andrea Rohe übernahm das Statement von Anja Troff-Schaffarzyk (SPD). Foto: Ortgies
UEG-Lehrerin Andrea Rohe übernahm das Statement von Anja Troff-Schaffarzyk (SPD). Foto: Ortgies
Anschließend hatten alle Politiker zwei Minuten 30, um sich vorzustellen. Dann ging es in den ersten Themenblock mit einer Schnellfragerunde. Die Teilnehmenden durften mit einer roten und einer grünen Karte nur mit Ja oder Nein antworten. Den Anfang machte Sozial- und Wirtschaftspolitik. Unter anderem das Rentenalter wollten alle nicht auf 70 anheben, geschlossen sprachen sie sich für mehr Unterstützung für junge Menschen aus, die ein Unternehmen starten wollen.

Einigkeit bei Fragen

Die Schüler waren interessiert an den Antworten der Kandidatinnen und Kandidaten. Foto: Ortgies
Die Schüler waren interessiert an den Antworten der Kandidatinnen und Kandidaten. Foto: Ortgies
Es folgte der Block zur Außen-, Sicherheitspolitik und Migration, dann der zum Klima und schließlich sonstige. Unter anderem erklärten die Politikerinnen und Politiker geschlossen eine Absage auf die Frage, ob die Landwirtschaft stärker reguliert werden solle, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren oder ob die Teilnahme an Klimastreiks ein entschuldigter Fehltag in der Schule gewertet werden solle. Alle gaben eine entschiedene Ja-Stimme auf die Frage, ob die Förderung von Frauen in der Politik intensiviert und ob die politische Bildung in Schulen gestärkt werden solle, um die Demokratie zu fördern. Bei vielen Fragen vertraten die Politikerinnen und Politiker sehr unterschiedliche Standpunkte. Unter anderem bei der Schuldenbremse.

Brennende Fragen und faires Diskutieren

Besonders ein Thema setzte die Schülerschaft selbst aufs Tableau: den Nahost-Konflikt. Unter anderem ging es um Waffenlieferungen Deutschlands. Auch die Debattenkultur im Bundestag interessierte die jungen Menschen. Alle Politiker stimmten darin überein, dass diese leide, es zunehmend Zwischenrufe und Störungen gebe – was nicht sein dürfe. Asi (FDP) sagte, dass er ein härteres Durchgreifen bei Beleidigungen bis zu Geldstrafen befürworte, Pahlke (Grüne) und Connemann (CDU) sprachen sich unter anderem für einen diversen Bundestag aus, Alter, Geschlecht und Berufsgruppen, sollten breiter vertreten sein.

Mit Karten zeigten die Politikerinnen und Politiker ihre Meinung in der Schnellfragerunde. Foto: Ortgies
Mit Karten zeigten die Politikerinnen und Politiker ihre Meinung in der Schnellfragerunde. Foto: Ortgies
Die Podiumsdiskussion im Theater dagegen lief sehr zivilisiert ab. Die größten emotionalen Reaktionen war erstauntes Raunen, das durch den Saal fuhr. Unter anderem als AfD-Kandidatin Uhr sagte, sie würde verhaftet, wenn sie mit einer Deutschlandflagge um die Schultern durch die Straßen gehe. Nicht nur die jungen Leute im Publikum zeigten sich verwundert und irritiert. Connemann (CDU) stellte in ihrem Redebeitrag richtig, dass niemand dafür verhaftet würde. Im Gegenteil könne Uhr gesetzlich geschützt auch komplett in Schwarz-Rot-Gold herumlaufen. „Die Bundesflagge (ohne Bundesschild) darf von jedermann jederzeit und überall verwendet werden“, schreibt das Bundesinnenministerium dazu.

Ebenfalls für Aufsehen sorgte Uhrs Stimmabgabe pro EU-Austritt. Ein Schüler kritisierte dies in seiner Nachfrage deutlich als „wirtschaftliches Himmelfahrtskommando“, Connemann (CDU), Pahlke (Grüne) und Asi (FDP) warnten ebenfalls vor den drastischen wirtschaftlichen Folgen für die Bürger, die man beim Brexit habe beobachten können und betonten die Bedeutung der EU als Friedensprojekt.

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