Aurich Mit dem Essen für umsonst fing die Hilfe an

| 20.01.2025 05:30 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Durch das #Peer25-Projekt hat Constantin Rolf seinen Weg gefunden. Foto: privat
Durch das #Peer25-Projekt hat Constantin Rolf seinen Weg gefunden. Foto: privat
Artikel teilen:

Das Auricher Projekt #Peer25 unterstützt seit zehn Jahren Jugendliche auf ihrem Lebensweg. Constantin Rolf war einer der ersten, die das Angebot annahmen.

Aurich - Constantin Rolfs Leben verlief nicht so, wie es für einen jungen Menschen verlaufen sollte. Als Kind war er von seinem achten bis elften Lebensjahr in Tagesgruppen untergebracht. Als Jugendlicher kam er mit 13 Jahren in die Psychiatrie, lebte von seinem 14. Lebensjahr an nicht mehr zu Hause, sondern in Wohngruppen und saß einen vierwöchigen Jugendarrest ab.

Von seinem 18. Lebensjahr an war der junge Mann immer wieder von Obdachlosigkeit betroffen, hatte mit Depressionen und Drogenabhängigkeit zu kämpfen. Erst #Peer25 brachte die Wende im Leben von Constantin Rolf.

Peer-Worker mit ähnlichen Erfahrungen

Das gemeinsame Projekt des Jobcenters und der Kreisvolkshochschule (KVHS) Aurich besteht in diesem Jahr zehn Jahre. Es richtet sich an junge Menschen im Alter zwischen 20 und 24 Jahren, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder einer Arbeit sind. Durch eine individuelle Ansprache von Peer-Workern, also Menschen, die bereits gleiche oder ähnliche Erfahrungen gemacht haben, und mit einer Förderung in Kleingruppen und Einzelberatungen sollen jungen Menschen Perspektiven für ihr weiteres Leben aufgezeigt werden.

Seit 2014 unterstützt #Peer25 junge Menschen auf ihrem Weg in die berufliche und persönliche Zukunft. Constantin Rolf gehörte zu den ersten, die das Angebot wahrnahmen. „Ehrlicherweise dachte ich mir nur, geil, da gibt es Essen umsonst“, erinnert er sich an den Anfang. Dass die kostenlose Mahlzeit sein Leben verändern sollte, ahnte der damals 20-Jährige zu diesem Zeitpunkt nicht.

Das Projekt #Peer25 bietet eine individuelle Ansprache und Begleitung der Teilnehmenden. In einer eigenen Peergruppe werden Jugendliche mit komplexen Problemlagen nachhaltig unterstützt.

Niederschwellige Angebote wie gemeinsames Kochen sollen den Einstieg erleichtern. Das Konzept sieht darüber hinaus vielfältige Module wie Motivationscoaching, sozialpsychologische Beratung, Zukunftswerkstätten, kreative Projekte und Kurse vor. Dadurch soll es den Teilnehmenden ermöglicht werden, eine Zukunftsperspektive zu entwickeln und individuelle Talente zu entfalten.

„Ich wusste nicht wohin mit mir, wer ich bin, was ich werden möchte, hatte keinen Abschluss. Aber die Menschen hier haben sich meiner angenommen“, sagt Rolf.

Mit dem Einstieg in die Peer-Gruppe soll den jungen Menschen Sicherheit, Vertrautheit und Eigenverantwortung vermittelt werden. Es wird zusammen gekocht und anschließend zusammen gegessen. „Man gab uns Verantwortung, die wir vorher nicht kannten. Ich bekam eine Tagesstruktur, die ich nie hatte“, berichtet Rolf.

Plötzlich andere Möglichkeiten

Bei #Peer25 bekam er sozialpädagogische Unterstützung, ihm wurde bei der Wohnungssuche geholfen und der Führerschein finanziert. „Dadurch ergaben sich plötzlich ganz andere Möglichkeiten“, so der 30-Jährige.

2015 begann er eine Ausbildung. Auch da lief nicht gleich alles glatt. „Ich hatte meine Probleme und die kamen immer wieder zurück. Aber auch wenn etwas schiefging, wurde ich nie fallengelassen. Die Menschen hier haben an mich geglaubt, das war unheimlich wichtig für mich“, sagt Rolf. Mittlerweile ist er pädagogischer Heilerziehungspfleger und arbeitet als Mitarbeiter der KVHS als Betreuer in einer Wohngruppe in Norden.

Mehr als 1000 junge Menschen wurden bislang durch das Projekt begleitet, beraten und gefördert – viele von ihnen haben den Einstieg in Schule, Ausbildung oder Arbeit gefunden. Die Mitarbeiter nutzen ein breites Netzwerk, das neben einer Jugendwerkstatt auch zahlreiche weitere Angebote der KVHS umfasst.

Stärken stärken, Schwächen schwächen

Deren Mitarbeiterin Ingrid Meyer, die das Projekt 2014 mitinitiierte, fasst das Konzept so zusammen: „Erfolge erlebbar machen und dadurch die Stärken stärken. Denn nur so kann man auch die Schwächen schwächen.“

Man sei zu Beginn in einer Situation gewesen, in der viele Jugendliche mit klassischen Maßnahmenstrukturen nicht mehr erreicht werden konnten, ergänzt Michael Siefkes vom Jobcenter, der das Projekt von Beginn an leitete. „10 Jahre #Peer25 zeigt, dass es funktioniert und heute vielleicht wichtiger denn je ist“, bekräftigt Friedhelm Endelmann, Gesamtbetriebsleiter der Kreisvolkshochschulen Aurich-Norden.

Für Constantin Rolf hat es funktioniert. „Es gibt genug Menschen, die dieselben Probleme haben wie ich. Viele erfahren zu Hause keine Unterstützung. Das #Peer25-Projekt kann ihnen helfen. Aber natürlich müssen sie es wollen“, sagt er.

Ähnliche Artikel