Juist Wohin sind 441 Juister „verschwunden“?


Eine große Lücke klafft zwischen den Zahlen der Insel und denen, die das Statistische Landesamt bei einer Volkzählung erhoben hat.
Juist - „Wir zählen aktuell 1542 Einwohner, davon 823 weiblich und 719 männlich“, gab Bürgermeister Dr. Tjark Goerges auf dem diesjährigen Neujahrsempfang auf Juist, der kürzlich im Hotel Friesenhof stattfand, bekannt. „Allerdings gab es 2022 eine Volkszählung des Statistischen Landesamtes, und demnach sollen wir nur noch 1101 Einwohner haben,“ wundert sich der Verwaltungschef.
Inselgemeinde leitet rechtliche Schritte ein
Wohin die 441 Bürger entschwunden sind, kann der Bürgermeister nicht nachvollziehen, immerhin handelt es sich dabei um 28,6 Prozent der Gesamtbevölkerung der Insel. Besonders ärgert den Verwaltungschef, dass ihm das Landesamt aus Datenschutzgründen keine Auskunft geben will, wie es auf die Zahl gekommen ist. „Wahrscheinlich sind die im Ostdorf durch eine leere Straße gelaufen, wo sich nur Zweitwohnungen befinden, und dann hat man das für die Insel hochgerechnet,“ scherzte Goerges.

Diese Reduzierung hat vorerst keine direkten Auswirkungen, doch Juist hat – ebenso wie andere ostfriesische Inseln, bei denen es zu einem „plötzlichen Bevölkerungsschwund“ gekommen sie, rechtliche Schritte eingeleitet. Neben Juist gehören auch Spiekeroog und Langeoog zu den landesweit größten Verlierern, dort beträgt das „Bürgerfehl“ nach der Volkszählung jeweils 25 Prozent.
Menschen aus40 Nationen auf Juist
Die Herkunft der Bürger auf Juist ist sehr vielfältig. Insgesamt leben 40 Nationalitäten auf der Insel, neben den Deutschen sind Polen stark vertreten, gefolgt von Ukrainern, Rumänen, Türken, Vietnamesen, Kosovaren und Italienern.
Die Gemeinde mit ihren Eigenbetrieben ist derzeit mit 76 Festangestellten, vier Beamten und 34 Saisonkräften bestückt. Dennoch sprach der Verwaltungschef von einer dramatischen und angespannte Personalsituation in der Verwaltung. Man habe große Herausforderungen in der Neubeschäftigung von technischen Fachkräften.
Auch auf die Finanzen ging der Verwaltungschef ein. Die Ergebnishaushalte der vergangenen Jahre lagen immer rund bei zehn bis zwölf Millionen Euro.
Verdruss über hohe Kreisumlage
Als immer wiederkehrende Ausgaben wurde besonders die Kreisumlage mit mehr als 1,75 Millionen Euro beleuchtet. Goerges: „Sie wird wahrscheinlich steigen. Bislang gibt es keine Gegenfinanzierung.“ Besonders auf den Inseln ist die Umlage immer sehr umstritten, da die Einwohner aufgrund der geografischen Gegebenheiten viele Kreiseinrichtungen gar nicht nutzen können.

Wichtigste Einnahmequelle für Juist ist der Tourismus. 2024 waren rund 123.000 Gäste mit 810.000 Übernachtungen auf der Insel. Das entspricht einem Minus von 2,17 Prozent zu 2023.. Damit könne man zufrieden sein, so der Bürgermeister, wenngleich es früher Jahre mit mehr als einer Millionen Übernachtungen gegeben habe.
Im vergangenen Jahr waren die Fertigstellung der Umbaumaßnahmen und die Einrichtung neuer Ausstellungen im Inselmuseum sowie im Nationalparkhaus von großer Bedeutung, um den Gästen auf Juist etwas Besonderes zu bieten. Besonders erfreulich sei, dass für 2025 ein technischer Leiter für das „Haus des Kurgastes“ gefunden werden konnte, so Goerges.
Flugverbindung zum Festland in Gefahr
2025 sollen die Tennisplätze saniert, der Hafen weiterentwickelt und mehr Dauerwohnraum geschaffen werden. Das heißeste Eisen sei aber die Flugverbindung zwischen Juist und Norddeich. Sie ist nur noch bis zum 28. Februar gesichert. Der Verwaltungschef betonte, dass in den kommenden Wochen mit dem Landkreis, dem Gemeinderat, der FLN Frisia Luftverkehr und der HUF Spedition Optionen abgestimmt werden müssten. Zudem wird ein neuer Betreiber für das Flughafenrestaurant gesucht
Für 2025 sind zahlreiche Veranstaltungen geplant. Die Theatergruppe „Antjemöh“ wird mit einer Komödie zurückkehren, das Juister Musikfestival wird unter dem neuen Namen „Juistival“ mit einem veränderten Konzept fortgesetzt.
Redaktionsteam Strandlooper geehrt
Geehrt wurde das Redaktionsteam des „Strandlooper“, das ein Informations- und Veranstaltungsheft erarbeitet, das Gäste kostenlos erhalten. Das Team besteht aus Thomas Koch, Heike Peters, Britta Bockelmann, Michael Bockelmann und der kürzlich hinzugekommenen Ana Dezic, die zum Abschluss des Empfangs eine selbst verfasste Kurzgeschichte vortrug. In den Pausen sorgte Thomas Fisser, der Akkordeonspieler des Juister Shanty-Chors, für musikalische Unterhaltung.