Kolumne „Frau am Freitag“ Mit Papa im Oval Office


Elon Musk hat seinen vierjährigen Sohn zu einer Pressekonferenz im Weißen Haus mitgebracht. Der Kleine tobte auf Papas Schultern, während der über den umstrittenen Sparkurs der US-Regierung sprach. Doppelmoral lässt grüßen, findet die Frau am Freitag.
Diese Woche habe ich mir via TikTok eine Pressekonferenz aus dem Weißen Haus angeguckt – neben Trump war dort auch sein Handlager Elon Musk zu sehen. Und Musks Sohn namens X (ja, wirklich) turnte auch fröhlich durchs Bild. Erst tobte der Kleine im Oval Office zwischen Musk und Trump.
Später, als Musk das Wort an sich riss und quasi die Pressekonferenz übernahm, turnte der Sohn dann plötzlich auf seinen Schultern rum, während sein Vater im schwarzen Mantel und mit schwarzer MAGA-Cap versuchte, den umstrittenen Sparkurs der US-Regierung zu rechtfertigen.
Wer die Pressekonferenz verfolgte, kam nicht drumherum sich wenigstens kurz mal zu fragen, ob es sich dabei um Satire handelt. Doch dem war eben nicht so; mehr schien dieser fragwürdige Auftritt vom PR-Team clever durchdacht gewesen zu sein. Der vierjährige Sohn von Musk war ganz sicher nicht dabei, weil Musk ihn so sehr liebt. Es ging wohl eher darum, dass der Kleine berechnend vor die Kameras gezerrt wurde, damit Musk, der ja sehr an einen Roboter erinnert, eine menschliche Komponente bekommt. Papa Musk statt machtgieriger Musk – oder etwas in der Art. Ein taktischer Schachzug, mehr nicht.
Man stelle sich mal vor, eine Politikerin würde sowas reißen. Einen offiziellen Termin mit Kleinkind auf dem Arm. Die Schlagzeilen wären – und da müssen wir ehrlich sein – vernichtend. Nicht ernstzunehmen, nur eine Mutter, ungeeignet für den Job... Ich könnte noch ewig so weitermachen. Aber bei den starken und mächtigen Männern, ja klar, da darf auch der Vierjährige dabei sein.
Mächtige Männer, Männer in Führungspositionen – auch hier in Deutschland – bilden sich gerne mal ein, dass die Uhren für sie anders ticken. Und leider ist dem auch so. Diese Doppelmoral ist kaum zu ertragen – aber leider wird es sich wohl auch in nächster Zeit nicht ändern. Uns bleibt also nicht mehr, als tapfer zu bleiben!