Bundestagswahl 2025 Wahlkampf-Finale: Scholz und Merz werben um Unentschlossene
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Die Umfragen sagen einen klaren Vorsprung für die Union bei der Bundestagswahl am Sonntag voraus - und eine Zitterpartie für kleine Parteien. Kanzlerkandidaten und Parteien kämpfen bis zuletzt.
Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) werben kurz vor der Bundestagswahl um unentschlossene Wählerinnen und Wähler. „Ich glaube nicht an Wunder, sondern an einen Wahlsieg“, sagte Kanzler Olaf Scholz (SPD) in seiner Heimatstadt Potsdam. „Ich bin überzeugt, es wird diesmal so sein, dass ganz viele sich erst im Wahllokal entscheiden.“ Auch Merz gab sich siegessicher. „Es sind noch knapp 26 Stunden. Dann ist die Ampel endgültig Geschichte in Deutschland“, rief er beim Unions-Wahlkampfabschluss am Nachmittag in München.
Scholz sagte, er setze darauf, dass viele der SPD beide Stimmen geben würden, „damit wir stark genug sind und damit die Regierung unter meiner Führung fortgesetzt werden kann“. In Umfragen lag die SPD in den vergangenen Monaten immer klar hinter der Union und der AfD. Befragungen zeigen, dass rund ein Fünftel der Wähler noch unentschieden war, ob und wen sie wählen. Am Sonntag sind rund 59 Millionen Menschen wahlberechtigt.

Scholz optimistisch
Scholz gab sich optimistisch für einen Erfolg in seinem Wahlkreis in Potsdam. „Ich bin ganz sicher, dass der Wahlkreis von mir erneut gewonnen werden kann – so wie beim letzten Mal“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Die Stimmung ist danach.“ Der Kanzler tritt als Direktkandidat in Potsdam unter anderem gegen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) an. Er besuchte am Morgen einen Wahlkampfstand in der Innenstadt und sprach mit Bürgerinnen und Bürgern – allerdings war das Interesse eher gering.
Falls Scholz das Direktmandat in Potsdam gewinnt, will er die gesamte Legislaturperiode im Bundestag bleiben - auch wenn er nicht erneut Kanzler werde. „Das steht schon ewig lange fest“, sagte Scholz auf eine entsprechende Journalistenfrage.
Merz zieht rote Linien für Koalitionsverhandlungen
CDU-Chef Merz zog beim gemeinsamen Wahlkampfabschluss mit CSU-Chef Markus Söder in München erneut rote Linien für mögliche Koalitionsverhandlungen. Die Union werde mit niemandem in eine Koalition gehen, „der nicht bereit ist, in der Wirtschaftspolitik und in der Migrationspolitik in Deutschland den Politikwechsel herbeizuführen“. Er unterstrich, dass er keine Koalitionsgespräche mit der AfD führen werde: „Wir werden unter keinen Umständen, unter keinen Umständen, irgendwelche Gespräche, geschweige denn Verhandlungen oder gar Regierungsbeteiligungen mit der AfD besprechen. Das kommt nicht in Frage.“
Merz freut sich über „Tagesvisum“ für Bayern
Merz dankte Söder für die Kooperation in den Oppositionsjahren und fügte leicht süffisant hinzu: „Ich danke dir nicht nur für die gute Zusammenarbeit, sondern auch für das jederzeitig herzliche Willkommen in Bayern. Auch heute erneut Dank für das Tagesvisum. Es ist immer schön, hier zu sein.“
Söder demonstrativ hinter Merz - und gegen Schwarz-Grün
Trotz zuletzt teils schlechter werdender Umfragewerte für die Union stärkte Söder Merz demonstrativ den Rücken. Merz sei ein Mann mit Rückgrat, er habe alle Zusagen eingehalten, die er der CSU gegeben habe. Als Beispiel nannte der CSU-Chef die Migrationsfrage. Unter Jubel wiederholte Söder seine kategorische Absage an eine Koalition mit den Grünen. „Friedrich, du musst dazu nichts machen. Ich mache das schon. Also keine Sorge“, betonte er. Merz hält sich die Option einer Zusammenarbeit mit den Grünen offen.
CSU-Chef an Lindner: Die Zeit ist vorbei
Söder erteilte auch der FDP eine Absage: „Wenn wir regieren, dann brauchen wir wenig Partner und nicht unendlich viele“, sagte er. „Sorry, lieber Christian Lindner. Die Zeit ist vorbei“, ergänzte Söder an die Adresse des FDP-Chefs. In den Umfragen liegt die FDP zwischen vier und fünf Prozent. Sie muss zittern, ob sie erneut in den Bundestag kommt. Einmal blitzte aus Söders Rede kurz die Sorge vor einem schlechten Wahlergebnis hervor: „Morgen um die Zeit bekommen wir die ersten Andeutungen der Umfragen, ich hoffe, unsere Laune ist dann noch gut“ sagte er.
TV-Speeddating zum Wahlkampfabschluss
Selbst am Abend geht das Werben um Wählerstimmen weiter. Bei einem „Speed-Dating“ der Sender ProSieben und SAT.1 können Bürger die Kanzlerkandidaten befragen. Neben Scholz sind Grünen-Kandidat Robert Habeck und die AfD-Kandidatin Alice Weidel dabei. Merz ließ sich aus Termingründen entschuldigen.
Umfragen sehen Union an der Spitze - aber teils unter 30 Prozent
Die Union ist Wahlumfragen zufolge zwar deutlich stärkste Kraft. Doch sahen manche Institute sie zuletzt auch unter der wichtigen Marke von 30 Prozent.
In einer am Samstag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa im Auftrag der „Bild“-Zeitung kommen CDU/CSU auf 29,5 Prozent. Das ist ein halber Prozentpunkt weniger als in der vorherigen Erhebung. AfD und SPD verharren bei 21 und 15 Prozent. Die Grünen rutschen leicht ab auf 12,5 Prozent (-0,5). Die Linke steigert sich um einen halben Prozentpunkt auf 7,5 Prozent.
Die FDP und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) müssen weiterhin zittern. Die FDP gewinnt leicht hinzu auf 4,5 Prozent (+0,5), bleibt aber unter der Fünf-Prozent-Hürde. Das BSW wäre mit gleichbleibend 5 Prozent im Bundestag vertreten. Wahlumfragen sind aber generell mit Unsicherheiten behaftet und keine Prognosen für den Wahlausgang.
Demonstrationen in mehreren Städten
Im mehreren Städten gingen vor der Wahl Tausende Menschen für Demokratie und gegen rechts auf die Straße. In Freiburg protestierten zum Beispiel 20.000 bis 25.000 Menschen nach Polizeiangaben gegen Rechtsextremismus. Ein Bündnis aus über 50 Organisationen hatte zu der Demonstration aufgerufen.
In Hamburg wollte die Polizei zunächst keine konkreten Teilnehmerzahlen nennen. Es zeichnete sich aber ab, dass sie niedriger waren als die zuvor erwarteten 65.000 Teilnehmer, die unter dem Motto „Wir lassen uns nicht spalten: Hamburg wählt Zusammenhalt“ auf die Straße gingen. Mehrere Hundert Menschen stellten sich in Berlin-Mitte einem Neonazi-Aufmarsch entgegen.