Hilfsaktion in Tannenhausen 171 mögliche Lebensretter aus Aurich


Bei einer Stammzellen-Typisierung mit buntem Rahmenprogramm in Tannenhausen ließen sich 171 Menschen registrieren. Wen das vor allem freute.
Aurich - Schon vor dem offiziellen Beginn um 11 Uhr standen die Ersten vor der Tür des Feuerwehrhauses in Tannenhausen. Viele weitere sollten ihnen folgen: 171 Menschen haben am Sonntag an einer fünfstündigen Stammzellen-Typisierungsaktion in Aurich teilgenommen. Durch Abstriche der Mundschleimhaut mit jeweils drei Wattestäbchen ließen sie sich typisieren und als mögliche Stammzellspender registrieren.
Als die letzten von ihnen am Nachmittag das Gebäude verließen, stand das Tagesergebnis fest: Mehrere Hundert Stäbchen mit jeder Menge Erbinformation waren zusammengekommen. Ob und wie vielen Menschen damit das Leben gerettet werden kann, wird sich erst in einigen Wochen zeigen, wenn alle Proben analysiert und deren Gewebeinformationen entschlüsselt sind. Fest steht aber bereits jetzt: Die Chance, einem an Lymphdrüsen- oder Blutkrebs erkrankten Menschen helfen zu können, ist seit Sonntag wieder ein wenig gestiegen.
Kollektiver Speicheltest
Aus allen Himmelsrichtungen waren sie zum kollektiven Speicheltest nach Tannenhausen gekommen. Nachbarn des seit Ende 2023 an aplastischer Anämie erkrankten Fábio Ribeiro hatten die Aktion binnen von nur vier Wochen organisiert. Viele folgten ihrem über Medien und in sozialen Netzwerken verbreiteten Aufruf, dem seit 2013 in Aurich lebenden gebürtigen Portugiesen und anderen Menschen zu helfen, für die eine Übertragung von Stammzellen die letzte Chance bedeutet, zu überleben. Ziel ist es, für sie sogenannte genetische Zwillinge zu finden, die diese liefern könnten.

Sie habe sich schon immer typisieren lassen wollen und nun die Chance direkt vor ihrer Haustür genutzt, sagte beispielsweise Ines Wirdemann, die zudem früher Kollegin von Ribeiro war, als beide noch bei Enercon arbeiteten. Als Landsleute von Ribeiro war die Teilnahme für Vera und Manuel Araujo selbstverständlich.
Ribeiro konnte am Sonntag selbst dabei sein. „Mir geht es nicht wunderbar, aber etwas stabiler“, sagte er unserer Zeitung. Sichtlich bewegt und gerührt dankten er und seine Familie den Helfern und Teilnehmern. „Das ist wunderbar“, sagte Ehefrau Catia.
Buntes Rahmenprogramm
Viele Tannenhausener brachten sich mit Unterstützung aus Georgsfeld und Walle ein, indem sie beispielsweise Daten erfassten und für ein buntes Rahmenprogramm mit Spielen für Kindern, Musik und Essen und Trinken sorgten. Wie Ortsbürgermeisterin und Mitinitiatorin Gerda Küsel sagte, seien allein 70 Kuchen zur Verfügung gestellt worden, die gegen Spenden abgegeben wurden. Viele der überall im Feuerwehrhaus aufgestellten Spendendosen seien am Ende randvoll gewesen, sagte Küsel. Sie und ihre Mitstreiter dankten allen, die die Aktion mit Sach- und Geldspenden unterstützten.

Alle eingenommenen Spenden kommen dem Verein zur Hilfe leukämiekranker Kinder (kurz: Leukin) zugute, der die Typisierung in Tannenhausen begleitete. Leukin ist auf finanzielle Zuwendungen angewiesen, um die Kosten in Höhe von 50 Euro decken zu können, die pro untersuchter Speichelprobe anfallen und nicht von den Krankenkassen übernommen werden.
Erste Bilanz
Die Aktion sei eine besondere gewesen, zog Küsel am späten Sonntagnachmittag eine erste Bilanz. „Wir sind alle zufrieden und glücklich“, sagte sie. Alle hätten das gefühlt, mit der „gemeinsamen Sache“ etwas bewegt und geholfen zu haben. Die Zahl von 171 Typisierungen habe die Erwartungen übertroffen. Küsel schätzte, dass an die 1000 Menschen die Typisierungsaktion besucht haben.

Erfolgreich sei auch ein Benefizkonzert im Vorfeld der Typisierung am Freitag in der Markuskirche in Tannenhausen gewesen. Dorthin kamen nach Angaben von Küsel etwa 200 Interessierte.