Kolumne „Larsklar“ Ostfriesland, wir müssen mal reden

Lars Reckermann
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Eine Kolumne von Lars Reckermann
| 08.03.2025 08:33 Uhr | 3 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Lars Reckermann
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Unsere Zeitungsgruppe hat eine neue Kolumne am Start. Chefredakteur Lars Reckermann lädt die Leserinnen und Leser zum Mitreden ein. Seien Sie gespannt – und machen Sie mit!

Ich habe Angst. Für mich ist das Glas eigentlich immer halbvoll. In letzter Zeit beschleicht mich jedoch ein mulmiges Gefühl. Mein Tag beginnt mit allerlei Beschimpfungen. „Sie haben zu wenig gegen Rechte gemacht.“ „Sie schreiben nur den Linken nach dem Mund.“ „Ihre Zeitung ist ekelhaft, aber schalten Sie mich sofort für den Facebook-Account wieder frei.“ Kein Zitat ist ausgedacht. Schon komisch, dass ich das betonen muss. So groß ist das Misstrauen.

zur Person

Lars Reckermann (54) ist Chefredakteur der Ostfriesen-Zeitung, des General Anzeigers Rhauderfehn und der Borkumer Zeitung. Seit 2016 lebt der gebürtige Westfale in Norddeutschland. Er plaudert gerne mit Menschen aus Ostfriesland. Deshalb hat er den Podcast „Ein Glas mit Lars“ ins Leben gerufen.

Im Freundeskreis wurde letztens über Donald Trump gesprochen. Der Satz „Frieden nicht um jeden Preis“ fiel. Ich entgegnete: „Doch.“ Wohlwissend, dass die Antwort natürlich komplexer ist, löste ich umgehend Entsetzen aus. Ich habe keinerlei Aussagen pro Trump, pro Putin, pro oder contra wem auch immer gemacht. Aber ich wurde sofort in eine Schublade gesteckt. Warum reden wir in diesem Krieg so viel über Waffensysteme und Bodenschätze, aber so wenig über die Menschen, die dort täglich auf beiden Seiten sterben? Ich habe keine Lösung für den Konflikt. Leider. Wenn es jedoch eine Chance auf Frieden gibt, wenn unter anderem die Ukraine nicht in die Nato aufgenommen wird, dann muss darüber doch gesprochen werden dürfen.

Wir sind alle permanent auf Entrüstungstour. Für oder gegen den Wolf? Sie glauben nicht, was nach jeder Berichterstattung zum Thema in meinem Postfach los ist. Cannabis legalisieren oder nicht? Wir schreiben nur auf, welche Argumente die eine oder andere Seite hat, und sind schon Teil einer Verschwörung.

Wir machen auch Fehler. Ganz bestimmt. Wir sind jedoch vor Ort und reden darüber. Letztens haben wir einen Kommentar auf unserer Homepage gelöscht. Warum, fragte ein Leser. „Passte er nicht in Ihr Weltbild?“ Wir haben noch einmal draufgeschaut und erkannt, dass wir einen Fehler gemacht haben. Er wurde sofort korrigiert. Miteinander reden. Nett, höflich, nachfragend und nicht sofort anklagend. Das müssen wir doch hinbekommen.

Den Autor erreichen Sie per E-Mail an l.reckermann@zgo.de

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