Großbritannien Alle Terminals in Heathrow nach Flugchaos wieder offen


„Closed“ oder „Cancelled“ sind Begriffe, die man an einem internationalen Flughafen am allerwenigsten sehen möchte. In Heathrow ging jedoch zeitweise nichts mehr. Nun läuft der Flugbetrieb wieder an.
Europas größter Flughafen London Heathrow kehrt am Tag nach einem folgenreichen Stromausfall langsam zum Normalbetrieb zurück. Der reguläre Flugverkehr wurde am Morgen wiederaufgenommen, alle Terminals und Parkplätze geöffnet, wie der Airport über die Online-Plattform X mitteilte.
Die ersten Maschinen des Tages hoben in der Frühe mit einigen Minuten Verspätung Richtung Lissabon, Wien und Zürich ab, während Teams vor Ort daran arbeiteten, die vom Vorfall des Vortages betroffenen Fluggäste zu unterstützen. Der Großteil der angesetzten Starts und Landungen lief in den Morgenstunden planmäßig, nur vereinzelte Flüge wurden zunächst gestrichen.
Der Flughafenbetreiber riet Passagieren dennoch dazu, sich bei den Fluggesellschaften informiert zu halten. Experten und Airlines warnten, dass die Folgen des Vorfalls noch mehrere Tage zu spüren sein könnten.
Hunderttausende Passagiere betroffen
Der Flughafen war am Freitag wegen eines Brandes in einem nahe gelegenen Umspannwerk und eines folgenden Stromausfalls geschlossen worden. Mehr als 1.300 Flüge und etwa 200.000 Passagiere waren nach Angaben der Nachrichtenagentur PA von den Problemen betroffen, der Sender Sky News sprach sogar von bis zu 290.000 betroffenen Fluggästen. Die Beeinträchtigungen hatten auch Folgewirkungen für unzählige Reisende an verschiedenen Flughäfen in Deutschland und in anderen Ländern.
Die nationale Fluggesellschaft British Airways rechnete damit, im Laufe des Tages etwa 85 Prozent ihrer planmäßigen Flüge abwickeln zu können. Es sei aber weiter mit Verspätungen zu rechnen, bis sich die Lage normalisiert habe. Das britische Verkehrsministerium hatte zuvor seine Beschränkungen für Nachtflüge vorübergehend aufgehoben, um die Überlastung des Flughafens zu verringern.

Keine Anzeichen für Sabotage
„So etwas ist noch nie zuvor passiert“, sagte Flughafenchef Thomas Woldbye Stunden nach dem Brand in dem Umspannwerk, das auch den Flughafen versorgt. Der Stromausfall sei mit dem einer mittelgroßen Stadt zu vergleichen. Die Backup-Systeme, die etwa Notlandungen und Evakuierungen sichern sollen, hätten wie vorgesehen funktioniert. Sie seien „jedoch nicht dafür ausgelegt, den gesamten Flughafen zu betreiben“, so Woldbye.
Warum das Feuer im Umspannwerk North Hyde ausbrach, ist noch unklar. Verkehrsministerin Heidi Alexander sagte, es gebe aktuell keine Anzeichen für Sabotage. Die Anti-Terror-Ermittler der Polizei untersuchten die Sache dennoch, weil das Feuer nahe einem „kritischen Teil der nationalen Infrastruktur“ wütete.

Zugleich wurde Kritik laut, wie ein einzelnes Feuer den geschäftigsten Flughafen Europas für einen ganzen Tag lahmlegen konnte. Betroffene berichteten in Medien davon, wie es war, in der Ferne zu stranden oder in einem Flieger zu sitzen, der auf dem Weg nach Heathrow war und wieder zum Startflughafen zurückkehren oder alternative Flughäfen anfliegen musste.
Heathrow liegt im Westen der britischen Hauptstadt und ist gemessen an den Passagierzahlen der größte Flughafen Großbritanniens und auch Europas. Im vergangenen Jahr waren dort rund 83,9 Millionen Fluggäste angekommen oder losgeflogen. Welche Kosten der Ausfall für den Flughafen und die Airlines verursacht hat, lässt sich noch nicht genau beziffern. Sie dürften im zweistelligen Millionenbetrag liegen.
Stromversorgung wiederhergestellt
Die Feuerwehr war in der Nacht zum Freitag alarmiert worden, rund 70 Feuerwehrleute dämmten den Brand in dem Umspannwerk ein. „Wir haben drei dieser Umspannwerke, und jedes davon hat einen Backup-Transformator“, der in diesem Fall aber auch betroffen gewesen sei, sagte Woldbye. „Wir waren also nicht vollständig ohne Strom, aber wir mussten unsere Stromversorgung neu organisieren.“ Dafür seien die Systeme herunterfahren worden. „Das ist ein Sicherheitsverfahren, das wir nicht umgehen werden“, sagte der Flughafenchef.

Parallel zum Chaos am Airport sorgte der Brand auch dafür, dass Tausende Haushalte ohne Strom dastanden. Der nationale Stromnetzbetreiber National Grid teilte am Morgen mit, dass die Stromversorgung aller an das Umspannwerk angeschlossenen Kunden wiederhergestellt worden sei. Man bedauere die Störung und arbeite mit der britischen Regierung, dem Flughafen und der Polizei zusammen, um die Ursache des Vorfalls verstehen zu können.
Einen Vorfall dieser Schwere zu untersuchen, erfordere Zeit, sagte Woldbye. Es werde alles „genau analysiert“. Premierminister Keir Starmer schrieb auf der Plattform X, er werde regelmäßig informiert. „Vielen Dank an unsere Rettungskräfte, die für die Sicherheit der Menschen sorgen“, schrieb der Premier.