Skispringen Eisenbichler feiert und sieht Weltrekord: „War mein Leben“

Thomas Eßer, dpa
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Von Thomas Eßer, dpa
| 30.03.2025 11:34 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Markus Eisenbichler (2.v.r) schaffte es zum Abschied mit dem Team am Samstag auf das Podest. Foto: Darko Bandic/AP/dpa
Markus Eisenbichler (2.v.r) schaffte es zum Abschied mit dem Team am Samstag auf das Podest. Foto: Darko Bandic/AP/dpa
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Markus Eisenbichler zelebriert in Planica seinen Abschied. Eine verrückte Skisprung-Saison endet spektakulär. Die Aufarbeitung eines Skandals dauert an.

Die spektakuläre Weltrekord-Flugshow von Domen Prevc verfolgte Markus Eisenbichler mit Sonnenbrille und einem Dosenbier in der Hand. Am Fuße der riesigen Schanze von Planica fiel er am zweiten Tag seiner großen Abschiedsparty Weggefährten in die Arme und freute sich mit ihnen. Der Bayer ließ seine erfolgreiche Skisprung-Karriere bei der 254,5-Meter-Bestmarke des Slowenen Prevc und beim dritten Platz von Teamkollege Andreas Wellinger Revue passieren.

Der „Eisei“ genannte Springer, der beim zweiten Platz im Teamfliegen am Samstag seine letzten Flüge genossen hatte, verdrückte ein paar Tränen. „Aktuell ist es hart für mich und sehr emotional - weil das war mein Leben, was ich da gemacht habe“, sagte er in der ARD.

Eisenbichler: „Ich werde es vermissen - wahnsinnig vermissen“

Der 33-Jährige hatte am Abend zuvor mit zahlreichen Freunden ausgiebig gefeiert und das ein oder andere Bier mehr getrunken, „als eigentlich geplant war“. Mit Blick auf den Skisprung-Zirkus erklärte er: „Man ist einfach eine große Familie. Ich werde es vermissen - wahnsinnig vermissen.“

Dass der Zusammenhalt dieser großen Familie durch die Anzug-Manipulationen bei der norwegischen Mannschaft zuletzt stark bröckelte, geriet beim Saison-Finale zumindest kurzzeitig in den Hintergrund.

Domen Prevc wird für seinen Weltrekord gefeiert. Foto: Darko Bandic/AP/dpa
Domen Prevc wird für seinen Weltrekord gefeiert. Foto: Darko Bandic/AP/dpa

Abschiede und der beeindruckende Flug von Prevc, der den Österreicher Stefan Kraft als Rekordhalter ablöste, standen im Mittelpunkt. Bundestrainer Stefan Horngacher sprach angesichts des packenden Wettkampfs von „super Werbung für unseren Sport“. Ausgestanden ist der Skandal aber noch lange nicht.

Nicht nur Eisenbichler hört auf

Während die Aufarbeitung im Hintergrund weiter läuft, endet für die deutschen Springer ein verrückter Winter, dem ein Umbruch folgt. Neben dem sechsmaligen Weltmeister Eisenbichler hört auch Stephan Leyhe auf. Andere Leistungsträger wie der dreimalige Olympia-Medaillengewinner Karl Geiger (32) und Pius Paschke (34) sind ebenfalls schon im höheren Skisprung-Alter.

Paschke war die große Überraschung der ersten Saison-Wochen. Von den ersten acht Einzelweltcups gewann der Oldie des Teams fünf. Mit dem Gelben Trikot des Gesamtweltcupführenden reiste er zur Vierschanzentournee. Dort erfüllten jedoch weder Paschke noch seine Teamkollegen die Erwartungen. Den Sieg des Österreichers Daniel Tschofenig, der auch den Gesamtweltcup gewann, konnte kein deutscher Springer auch nur annähernd gefährden.

Drei Monate lang schafften es die Adler des Deutschen Skiverbands im Weltcup nicht auf das Podest. Bei der WM in Trondheim holte Wellinger mit Silber von der Normalschanze die einzige Medaille für das deutsche Männer-Team.

Bekommt Wellinger noch nachträglich WM-Gold?

Die Titelkämpfe gerieten wegen der bewussten Anzug-Manipulation der norwegischen Gastgeber in die Schlagzeilen. Insgesamt acht Norweger wurden disqualifiziert. Dazu gehörten Weltmeister Marius Lindvik, Teamkollegen und Betreuer.

Weitere nachträgliche Disqualifikationen könnten Folgen. Nicht auszuschließen, dass Wellinger im Sommerurlaub doch noch von WM-Gold erfährt - nämlich dann, wenn Goldgewinner Lindvik für das Normalschanzen-Einzel auch noch aus der Wertung genommen wird.

Andreas Wellinger (l) könnte nachträglich noch WM-Gold von Marius Lindvik (r) erhalten. Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Andreas Wellinger (l) könnte nachträglich noch WM-Gold von Marius Lindvik (r) erhalten. Foto: Hendrik Schmidt/dpa

An neuen Regeln wird ebenfalls gefeilt. Die Bestimmungen sollen strenger und transparenter werden. Die Skisprung-Welt kämpft gegen den durch den Skandal ausgelösten Glaubwürdigkeitsverlust. Manipulationen sollen unmöglich werden.

Suche nach jungen deutschen Weltklasse-Springern

Und sportlich? Da wartet auf Horngacher und seine Kollegen ebenfalls ganz viel Arbeit. Auch, wenn es gegen Ende der Saison wieder etwas besser aussah: Die Frage nach neuen Erfolgsgaranten wird immer dringender. Außer dem 24 Jahre alten Philipp Raimund, der wegen gelegentlich auftretenden Problemen mit Höhenangst auf Flüge in Planica verzichtete, drängt kein jüngerer Springer so wirklich in die absolute Weltspitze.

Sechsmal wurde Markus Eisenbichler Weltmeister. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
Sechsmal wurde Markus Eisenbichler Weltmeister. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Eisenbichler wird das alles zunächst aus der Ferne verfolgen. Irgendwann will er es mal als Trainer probieren, allerdings nicht sofort. „Ich brauche jetzt einfach mal Ruhe. Ich brauche Abstand vom Skispringen“, sagte er.

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