Emden/Lathen
Mutter freiwillig nach Auschwitz begleitet
Emder Schüler haben gemeinsam mit ihrem Geschichtslehrer Gero Conring die Halbjüdin Erna de Vries in Lathen besucht. Sie wurde 1943 als 19-Jährige mit ihrer Mutter ins Konzentrationslager (KZ) Auschwitz gebracht. Den Jugendlichen erzählte sie nun ihre Lebensgeschichte und berichtete von ihren schrecklichen Erfahrungen.
Emden/Lathen - Sechs Schüler der Berufsbildenden Schulen (BBS) II in Emden waren sichtlich beeindruckt. Vor Kurzem haben sie zusammen mit ihrem Geschichtslehrer Gero Conring die Halbjüdin Erna de Vries in Lathen besucht. Die 93-Jährige hat Schreckliches erlebt. Als 19-Jährige wurde sie mit ihrer Mutter ins Konzentrationslager (KZ) Auschwitz gebracht. Den Schülern berichtete sie von der Zeit. Sie hätte ihre Mutter nicht in das KZ begleiten müssen, wie sie sagt. Nur durch einen Zufall sei sie der Gaskammer entkommen und überlebte in Ravensbrück als Zwangsarbeiterin den Holocaust.
Erna de Vries
Erna de Vries wurde 1923 in Kaiserslautern als Erna Korn geboren. Ihr Vater Jacob Korn war evangelischer Christ, ihre Mutter Jeanette Korn, geborene Löwenstein, war Jüdin. Die Eltern erzogen ihre Tochter im jüdischen Glauben. Der Vater betriebmit einem Geschäftspartner die Spedition „Sauerhöfer und Korn“. Er starb 1931. Die Mutter führte das Unternehmen zusammen mit dem Partner ihres verstorbenen Mannes zunächst weiter.
Die Tochter besuchte zunächst eine private katholische Mädchenschule, später jedoch konnte sie das Schulgeld nicht mehr aufbringen und wurde in die jüdische Sonderklasse einer Schule in Kaiserslautern versetzt. Im Juli 1943 begleitete sie ihre Mutter. Diese wurde am 8. November 1943 ermordet.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lebte Erna de Vries in Köln, wo sie Josef de Vries kennenlernte. Ihr Mann war Jude und zwischen 1939 und 1945 Häftling in verschiedenen Konzentrationslagern.
„Erna de Vries ist in meinen Augen eine starke, aufgeschlossene Persönlichkeit. Nach dem Trauma von Auschwitz versprüht sie trotz allem pure Lebensfreude. Dieser Frau ist Schreckliches widerfahren und dennoch ist sie eine der stärksten Frauen, die ich je kennengelernt habe“, stellte die Schülerin Mona Winter nach dem Besuch fest.
Offen und ehrlich über Gefühle gesprochen
Christiane Wannemacher habe am meisten beeindruckte, dass die Seniorin offen und ehrlich über ihre Gefühle gesprochen habe. „Ihre Erzählungen helfen, das zu verstehen, was man in unserer heutigen Lage eigentlich nicht wirklich verstehen kann, ohne den Glauben an die Menschlichkeit zu verlieren“, so John Adams.
Initiiert wurde das Treffen zwischen Erna de Vries und den Schülern von Alfred Weese, der unter anderem ein Projekt über Zwangsarbeiter an der Fachhochschule Hannover für die Region Hannover erarbeitet hat. Das Treffen dient nicht nur dazu, Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Aus der Befragung soll eine professionelle Videoproduktion erstellt werden, die später bei Vorträgen oder Veranstaltungen vorgeführt wird.
Das Internationale Auschwitz Komitee unterstützt das Projekt.