Ostfriesland

Sturmtief „Herwart“ zog über Ostfriesland

Benjamin Schaller und Ole Cordsen
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Von Benjamin Schaller und Ole Cordsen
| 29.10.2017 16:49 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Das Sturmtief „Herwart“ sorgte in Ostfriesland für mehrere Feuerwehreinsätze wegen umgestürzter Bäume. Personen wurden nicht verletzt. Aufgrund von Sturmschäden fallen mehrere Züge aus.

Ein Autofahrer in Großsander musste einem umstürzenden Baum ausweichen – und fuhr daraufhin gegen einen anderen Baum. Bild: Feuerwehr
Ein Autofahrer in Großsander musste einem umstürzenden Baum ausweichen – und fuhr daraufhin gegen einen anderen Baum. Bild: Feuerwehr
Ostfriesland - Das Sturmtief „Herwart“ zog am Sonntag über Ostfriesland. Polizei und Feuerwehr vermeldeten mehrere Einsätze wegen umgestürzter Bäume. Personen seien durch den Sturm nicht verletzt worden.

In Großsander musste ein Autofahrer am Vormittag einem umgestürzten Baum ausweichen. Dabei kollidierte er mit einem anderen Baum. Der Mann blieb unverletzt, sein Auto hatte nach dem Unfall allerdings einen Totalschaden.

In Wittmund ist ein Feuerwehrwagen gegen Mittag auf dem Weg zu einem Einsatz von einer Windböe auf der Algershausener Straße in einen Graben gedrückt worden. Die neun Insassen wurden vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht.

Deutsche Bahn stellte Zugverkehr vorübergehend ein

Zugreisende sind in besonderem Maß von dem Sturmschäden betroffen. Die Deutsche Bahn hatte den Verkehr auf den Fernverkehrsstrecken zwischen Norddeich Mole und Bremen sowie Münster vorübergehend eingestellt. Seit Sonntagnachmittag fahren die Züge vereinzelt wieder, teils mit Verspätungen.

Von und nach Norddeich Mole fuhren keine Züge mehr. Bild: Wagenaar
Von und nach Norddeich Mole fuhren keine Züge mehr. Bild: Wagenaar

Die Nordwestbahn hatte den Betrieb am Morgen auf allen Linien im Weser-Ems-Netz ebenfalls vorübergehend eingestellt. Der Bahnhof in Esens war am Nachmittag allerdings wieder befahrbar. Die Züge der Westfalenbahn hingegen waren bereits am Sonntagvormittag weiterhin unterwegs – wenn auch teils mit Verspätungen.

Ostfrieslandwanderweg wurde gesperrt

Im Mißgunster Weg in Warsingsfehn stürzte eine rund 15 Meter hohe Tanne auf ein Haus. Auch hier gab es keine Verletzten – allerdings einen hohen Sachschaden. Die Feuerwehr Warsingsfehn war fast vier Stunden lang im Einsatz, um den Baum Stück für Stück abzutragen. In der Schillerstraße in Leer fiel ein entwurzelter Baum ebenfalls auf ein Haus.

Der Ostfrieslandwanderweg in Leer-Loga musste nach mehreren Sturmschäden gesperrt werden.

Das Hochwasser an der ostfriesischen Nordseeküste – auf dem Bild ist Norddeich zu sehen – lag am Sonntagmorgen rund zwei Meter über dem Normalwert. Bild: Wagenaar
Das Hochwasser an der ostfriesischen Nordseeküste – auf dem Bild ist Norddeich zu sehen – lag am Sonntagmorgen rund zwei Meter über dem Normalwert. Bild: Wagenaar

Sturmböen bis zu 110 km/h gemessen

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie warnte vor einer schweren Sturmflut an der Nordseeküste. Nach Angaben des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wurden die Grenzwerte für eine schwere Sturmflut aber knapp verfehlt. Als Marke gilt, dass das Hochwasser auf den ostfriesischen Inseln zwei Meter höher als normal eintrifft. Am Sonntagmorgen standen die Pegel zwischen 1,59 Meter (Borkum) und 1,96 Meter (Spiekeroog) über dem mittleren Hochwasserwert. In Emden waren es 2,39 Meter, am Emssperrwerk in Gandersum 2,61 Meter. Das Sperrwerk war vorsichtshalber geschlossen worden.

Auf den ostfriesischen Inseln sind am Sonntagvormittag Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 110 Kilometern pro Stunde gemessen worden. Auf dem Festland erreichte der Wind im Küstengebiet Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h.

Frachter trieb manövrierunfähig auf Langeoog zu

Wegen des schweren Sturms trieb auch ein Frachter manövrierunfähig auf Langeoog zu: Die „Glory Amsterdam“ hatte in der Deutschen Bucht vor Anker gelegen, doch die Anker konnten das Schiff wegen der starken Sturmböen nicht mehr auf seiner Position halten. „Die Mannschaft hat versucht, die Anker zu lichten, hat es wegen des Sturms aber nicht geschafft. Auch wegen der gelichteten Anker und wegen des Sturms war das Schiff aber kaum noch manövrierfähig“, sagte Michael Friedrich, Sprecher des Havariekommandos, auf OZ-Anfrage. Das schickte die Hochseeschlepper „Nordic“ und „Mellum“ hinaus zum Frachter, die laut Friedrich eine Notschleppverbindung aufbauen konnten und die „Glory Amsterdam“ knapp nördlich von Langeoog auf Position halten konnten.

„Zurzeit werden die Vorbereitungen dafür getroffen, die Anker abzutrennen, damit das Schiff wieder manövrierfähiger wird“, sagte Friedrich am späten Sonntagnachmittag. Zudem werde die Reederei nun Schlepper ordern, die den Frachter in einen nahegelegenen Hafen bringen. Wann dies der Fall sein könne – und wohin man den Frachter bringen werde, sei noch nicht klar.

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