Flachsmeer/Hesel/Leer

Schicksal der Marita P. berührt die Menschen

Günter Radtke
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Von Günter Radtke
| 24.09.2019 08:14 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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„Da muss geholfen werden“, meinten etliche Leser, die den OZ-Beitrag über die von einem Dobermann beinahe getötete Frau aus Flachsmeer gelesen hatten. Sie möchten gerne für die Frau spenden.

Flachsmeer/Hesel/Leer - Eine Welle der Hilfsbereitschaft hat der OZ-Beitrag vom zurückliegenden Sonnabend über das Hundebiss-Opfer Marita P. aus Flachsmeer ausgelöst. Das Schicksal der 53-Jährigen, die bei ihrem Kampf um Entschädigung durch alle Raster fällt und nun große Geldsorgen hat, bewegt die Menschen in der Region. Etliche Leser meldeten sich telefonisch oder per E-Mail bei der OZ. „Da muss geholfen werden“, lautete der Tenor.

Bereits an diesem Dienstag treffen sich spontan Vertreter des beim Amtsgericht Aurich eingetragenen und bevorzugt im Verborgenen agierenden Hilfevereins „Lichtblick“ mit Marita P.. In dem Gespräch soll ausgelotet werden, wie die Flachsmeererin finanziell unterstützt werden kann. Auch das Vermitteln notwendiger Therapien sei eine Option, erklärte eine Vereinssprecherin am Montag gegenüber dem General-Anzeiger. Marita P. war vor eineinhalb Jahren in Hesel-Hasselt von einem Dobermann-Rüden lebensgefährlich verletzt worden und hat durch den Angriff erhebliche bleibende körperliche und seelische Schäden erlitten. Weil die Hasselter Hundehalterin insolvent ist und ihren Vierbeiner auch nicht haftpflichtversichert hatte, hat Marita P. von ihr bisher keinen Schadenersatz bekommen.

1000 Euro überwiesen

Opferentschädigungen erhält sie ebenfalls nicht, weil die Hundehalterin laut Strafgericht nicht vorsätzlich, sondern fahrlässig agierte, als ihr Dobermann versuchte, Marita P. zu töten. Das Gericht verurteilte die Hasselterin im Mai dieses Jahres zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe und machte ihr zur Auflage, 300 Sozialstunden abzuleisten und den Lohn (acht Euro je Stunde) an Marita P. zu zahlen.

Bisher hatte das Hundebiss-Opfer noch keinen Cent der aus den Sozialstunden resultierenden 2400 Euro gesehen. Am Montagvormittag, so Marita P., habe ihr Rechtsanwalt ihr per E-Mail mitgeteilt, dass ihm soeben eine soziale Einrichtung aus dem Kreis Leer 1000 Euro überwiesen habe. Bei dem Betrag handele es sich um den Lohn für 125 Sozialstunden, die die Hundehalterin aus Hasselt in der Einrichtung gearbeitet habe. Marita P. rechnet damit, dass das Geld in den nächsten Tagen auf ihrem Konto sein wird und hofft, auf die noch ausstehenden 1400 Euro. Sie benötigt das Geld unter anderem dringend für Behandlungszuzahlungen.

Forderungsausfalldeckung nicht mit versichert

Das, was Marita P. widerfahre, mache deutlich, wie ratsam es sei, hin und wieder seinen Versicherungsschutz zu überprüfen, sagt Kathrin Jarosch, Sprecherin des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (Berlin) auf OZ-Anfrage. Denn: Hätte Marita P. bei ihrer eigenen Privathaftpflichtversicherung den Zusatz Forderungsausfalldeckung mit abgeschlossen gehabt, wäre ihre eigene Versicherung eingesprungen, nachdem bei der Hundehalterin nichts zu holen war.

85 Prozent der Haftpflichtversicherten hätten die Forderungsausfalldeckung mit versichert, 15 Prozent hingegen nicht, berichtet Kathrin Jarosch. Dabei koste eine Familienhaftpflichtversicherung einschließlich der Ausfalldeckung nicht mehr als 80 bis 100 Euro im Jahr.

Im gleichen Rahmen bewegten sich auch die jährlichen Kosten für die mittlerweile in allen 16 Bundesländern vorgeschriebene Hundeversicherung, so Jarosch.

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