Ostfriesland
Klopapier und Mehl bleiben Mangelware

Die Nachfrage in den Supermärkten boomt wegen der Corona-Krise: Vor allem einige Produkte sind begehrt. Die Branche steht vor logistischen Herausforderungen.
Ostfriesland - Wer aktuell in ostfriesischen Supermärkten einkauft, findet überwiegend gut gefüllte Regale vor. Das Gemüse ist frisch drapiert, Käse gibt es reichlich, Katzenfutter, Gewürzgurken, Zuckerrübensirup, Marmelade oder auch Paprikachips: Alles da. Doch da gibt es einige wenige Regale, in denen seit Wochen fast dauerhaft Leere klafft: dort, wo normalerweise das Klopapier und das Mehl zu finden sind.
Nachdem Hamsterkäufer die Vorräte aus den Märkten geschleppt und gebunkert haben, ist Nachschub weiterhin rar. „Das bleibt schwierig“, sagt Ralf Blodau, Geschäftsführer des kleinen NEZ-Supermarktes in Leer-Loga. „Beim Trockensortiment, und dazu zählt auch Klopapier, gibt es feste Törns. Wir erhalten die Ware in der Regel einmal pro Woche, zusätzliche Stellplätze für Ware gibt es für uns zurzeit nicht, und so bestellen wir zwar wie üblich, aber die Ware kommt in geringerer Menge als normalerweise.“
In permanentem Gespräch mit den Herstellern über Nachschub
Versuche, über Großhändler in Eigenregie das begehrte Gut für die Kunden zu besorgen, gestalteten sich schwierig. „Auch da wird kontingentiert.“ Beim Mehl sei es ähnlich. Nudeln seien nach ebenfalls enormen Abverkäufen inzwischen zurück im Sortiment. „Da werden von den Herstellern jetzt auch erstmal die gängigsten Waren produziert, etwa Spaghetti. Das ist ähnlich wie beim Brot, wo die Hersteller die Fertigung des dritten Dinkel-Vollkorntoasts jetzt auch zugunsten anderer Produkte hintenan gestellt haben.“
Der Leeraner Handelskonzern Bünting, zu dem etwa Combi, Famila und Markant gehören, ist seinerseits „in permanentem Gespräch mit den Herstellern über Nachschub“, wie Sprecherin Martina Monsees auf Nachfrage sagt. Dennoch habe der Kaufrausch bei Klopapier und bei haltbaren Lebensmitteln wie Mehl eine besondere logistische Herausforderung ausgelöst. „Wir arbeiten so gut es möglich ist, bekommen immer wieder Nachschub, und nach und nach sollte die Situation sich wieder normalisieren.“ Zudem appelliere man an Kunden, nur das zu kaufen, was auch benötigt werde. Zahlreiche Supermärkte in Ostfriesland haben auf die Kaufwut der Hamsterkäufer reagiert und kontingentieren ihrerseits die Abgabe bestimmter Waren, insbesondere von Klopapier.
Bei Klopapier Steigerung von rund 700 Prozent
Nun nimmt das Toilettenpapier beim Kaufverhalten der Deutschen eine Sonderstellung ein. Wegen der unbegründeten Angst, man dürfe irgendwann nicht mehr das Haus verlassen, werde gebunkert, erklärt Christian Böttcher, Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH). Dadurch entstehe eine paradoxe Situation: „Einige wissen nicht, wohin damit. Andere haben zu wenig.“
Bei Hygieneartikeln wie Klopapier funktioniert die Logistikkette laut Böttcher etwas anders als bei Lebensmitteln: „Sie werden in der Regel seltener nachbestellt, weil sie normalerweise weniger nachgefragt werden.“ Das hat sich von Februar zu März 2020 aber deutlich geändert. Beim Toilettenpapier habe es im Vormonatsvergleich eine Steigerung von rund 700 Prozent gegeben, sagt Böttcher: „Das überfordert jede Lieferkette.“ Die Märkte würden sich nach und nach der hohen Nachfrage anpassen sowie Frequenz und Menge erhöhen.
„Langsame Normalisierung der Lage“ bei Nudeln und Mehl
Das Statistische Bundesamt spricht beim Toilettenpapier für die Woche vom 16. bis 22. März von einer mehr als drei Mal so hohen Nachfrage im Vergleich zu den vorangegangenen sechs Monaten. Die unterschiedlichen Steigerungszahlen erklären sich nach Worten von BVLH-Sprecher Böttcher durch die verschiedenen Datenquellen und Erhebungszeiträume.
Eine stark gestiegene Nachfrage nach Hygieneprodukten wie Desinfektions- und Reinigungsmitteln sowie Toilettenpapier hat auch die Drogeriemarktkette dm verzeichnet. „So erklärt sich auch, dass diese Produkte temporär in vielen Märkten nicht verfügbar waren oder sind“, sagt Geschäftsführer Sebastian Bayer. Als Konsequenz seien Maßnahmen entlang der gesamten Lieferkette ergriffen worden.
Während es bei Hygieneartikeln teilweise noch an Nachschub mangele, spricht Böttcher bei den haltbaren Lebensmitteln wie Nudeln, Reis, Mehl und Zucker von einer „langsamen Normalisierung der Lage“. Die Nachfrage sei zwar immer noch hoch, aber nicht mehr ganz so stark, so der Sprecher. Das hänge auch damit zusammen, dass sich die Kunden mit verschärften Regeln in den Supermärkten – wie bedarfsgerecht einzukaufen – arrangieren. Zudem hätten sich durch die Situation die Einkaufszeiten verschoben. Böttcher: „Viel mehr Kunden gehen derzeit früh einkaufen.“