Emden

VW startet ab Montag wieder durch

Martin Teschke und den Agenturen
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Von Martin Teschke und den Agenturen
| 24.04.2020 13:13 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Im VW-Werk Emden laufen die Vorbereitungen für den Produktionsstart am Montag auf Hochtouren. Vieles wird dort künftig ganz anders laufen als bisher.

Emden - Für Volkswagen ist Montag der Tag X. Dann soll die Produktion in Emden langsam wieder hochgefahren werden – stufenweise. Um den Gesundheitsschutz der Mitarbeiter zu gewährleisten, ist eigens ein 100-Punkte-Plan entwickelt worden. Nach Angaben des Autobauers wurden 240 Führungskräfte auf den Wiederanlauf vorbereitet. Die Zahl der Kurzarbeitenden wird von der kommenden Woche an schrittweise zurückgefahren.

Meisterin Martina Swolana in Montagehalle 7. Bild: Volkswagen
Meisterin Martina Swolana in Montagehalle 7. Bild: Volkswagen
Die einzelnen Gewerke vom Presswerk bis hin zur Montage über den Prüf- und Finishbereich sowie die Wagenfertigstellung bereiten sich alle auf den Wiederanlauf vor. „Wir freuen uns auf den Wiederanlauf und die langsame Rückkehr zur Normalität. Dabei werden wir vor allem auf die Gesundheit unserer Mitarbeiter achten“, sagte Werkleiter Uwe Schwartz am Freitag laut Mitteilung.

Zum Teil Maskenpflicht

In der jetzigen Kalenderwoche sei es für die Führungskräfte darum gegangen, eine Checkliste abzuarbeiten und alle Mitarbeiter telefonisch zu kontaktieren. Die Rückholung der Mitarbeiter geschehe ebenfalls schrittweise und nach festgelegten Kriterien wie zum Beispiel, ob eine Vorerkrankung vorliege oder nicht, so das Unternehmen. Die Ermittlung zur Reorganisation der Arbeitsplätze sei bereits vor und nach Ostern umgesetzt worden, so dass mehr als 200 Arbeitsplätze arbeitsorganisatorisch verändert wurden. Bei den Arbeitsplätzen, wo der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden könne, herrsche Maskenpflicht.

Vertrauensmann Hendrik Jansen in Montagehalle 7. Bild: Volkswagen
Vertrauensmann Hendrik Jansen in Montagehalle 7. Bild: Volkswagen
Zu den 100-Punkte-Plan Umsetzung gehört auch die Umgestaltung der Pausen- und Aufenthalts- sowie Besprechungsräume. Je nach Größe des Raumes werden Stühle entfernt und auf einem Plakat sichtbar aufgezeigt wie viele Mitarbeiter sich in einem Raum aufhalten dürfen.

Chef drückt aufs Tempo

Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess hat sich unterdessen dafür ausgesprochen, die Wirtschaft in Deutschland nach dem flächendeckenden „Lockdown“ behutsam wieder hochzufahren. Allzu lange abwarten dürfe man dabei nicht, sagte der Manager am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. „Sicher können wir noch durchhalten“, meinte Diess zu einem Zeitraum von einigen Wochen. „Aber jetzt geht es darum, das System wieder in Gang zu bringen.“

Er sei überzeugt, dass es gelingen könne, die Produktionsprozesse neu anzuschieben und gleichzeitig das Virus unter Kontrolle zu halten. Über eine längere Zeit sei ein Stillstand schwierig. „Wir können in Deutschland stolz auf das sein, was wir erreicht haben“, sagte Diess in der Talkrunde, an der auch der Bonner Virologe Hendrik Streeck teilnahm. Nun müsse man aber „die Wirtschaft wieder in Gang bringen“.

Zehntausende Mitarbeiter

VW fährt den Betrieb nach mehreren Wochen coronabedingter Zwangspause mit verringerten Kapazitäten hoch. Dabei kommen neue Hygienekonzepte und Abstandsregeln zum Einsatz, Zehntausende Beschäftigte allein in Deutschland sollen nach und nach aus der Kurzarbeit zurückkehren. Ende März hatte Diess vor länger anhaltenden Folgen der Pandemie für den Autobauer gewarnt. „Wir gehen aus einer starken Position in diese Krise. Aber unsere Verkäufe weltweit stehen.“ Er sprach von bis zu zwei Milliarden Euro Liquiditätsabfluss pro Schließungswoche.

In Büros und Verwaltung werde die Rückkehr an den Arbeitsplatz für viele Beschäftigte wohl noch etwas dauern, sagte Diess nun. Hier arbeite nach wie vor die Hälfte der Beschäftigten von zu Hause aus.

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