Corona-Pandemie

Norderney: Maskenpflicht in Innenstadt endet

Sven Schiefelbein und Verena Leidig
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Von Sven Schiefelbein und Verena Leidig
| 17.07.2020 10:10 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Seit drei Wochen muss in vier Straßen der Norderneyer Fußgängerzone ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Am Sonntag endet nun die Maskenpflicht. In einer der Straßen wird allerdings das Tragen einer Maske empfohlen.

Norderney - Die Entscheidung ist gefallen: Die „Allgemeinverfügung des Landkreises Aurich zur Einführung der Pflicht zum Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung in der Stadt Norderney“ vom 26. Juni wird nicht verlängert. „Sie endet mit Ablauf des Sonntags“, sagte ein Sprecher des Landkreises Aurich.

Konkret bedeutet das: Ab diesem Montag müssen in der Strandstraße, der Poststraße, der Friedrichstraße zwischen Heinrich- und Bismarckstraße und in der Schmiedestraße keine Masken mehr getragen werden. „Es wird aber empfohlen, den Schutz in der Strandstraße auch weiterhin zu tragen“, so der Sprecher. Der Grund: „Dort ist sehr eng“. Ferner empfiehlt die Auricher Kreisbehörde, „keine Fahrräder an den Wänden abzustellen, damit hier keine zusätzlichen Verengungen geschaffen werden“.

Maske auf!

Ein Kommentar von Nina Harms

Die Sorge, dass die Tagestouristen Norderney überlaufen könnten und sich so das Corona-Virus auf der Insel ausbreitet, hat sich bislang nicht bestätigt. Dass die Maskenpflicht nun fällt, ist auf den ersten Blick konsequent. Aber ist die Entscheidung tatsächlich richtig?

Sie kommt zu früh. Ein Blick nach Österreich genügt: Dort wurde die Maskenpflicht weitestgehend aufgehoben. Seit vergangener Woche gilt sie in vielen Touristen-Hotspots erneut, nachdem die Fallzahlen dort wieder in die Höhe gingen. Auf Norderney könnte es ähnlich kommen. Niedersachsen hat seit diesem Donnerstag Sommerferien. Viele Familien bleiben zuhause und planen Tagesausflüge – auch nach Norderney. Große Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg starten erst noch in die Ferien. Die Zahl der Tagesgäste dürfte also deutlich ansteigen. Die Gefahr, dass das Virus unbemerkt mit auf die Insel geschleppt wird, ist groß. Zwar kündigt der Landkreis an, die Lage täglich neu zu bewerten. Im Zweifel ist das Virus aber schneller. Wer sich und andere wirklich schützen will, lässt die Maske deshalb einfach auf – Pflicht hin oder her.

Die Autorin erreichen Sie unter n.harms@zgo.de.

Lage wird täglich neu geprüft

Die Verfügung hatte der Landkreis zuvor nach Absprache mit der Stadt Norderney am 26. Juni erlassen. „Hintergrund war die Öffnung der Insel für den Tagestourismus und, damit verbunden, die Sorge, dass durch den erwarteten Gästeansturm der Mindestabstand von 1,50 Metern in den engen Straßen nicht eingehalten werden kann und somit die Gefahr einer Covid-19-Infektion steigt“, heißt in einer Mitteilung der Auricher Kreisbehörde. „Es kamen allerdings weit weniger Tagesgäste nach Norderney, als wir erwartet hatten“, so der Sprecher. Selbst der Beginn der Ferien in Nordrhein-Westfalen habe zu keinem besonderen Anstieg des Tagestourismus geführt.

Weil zudem die Zahl der Corona-Infektionen im Landkreis Aurich seit längerem auf einem stabilen niedrigen Niveau sei, „erscheint eine weitere Verpflichtung zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung im Bereich der Fußgängerzone nicht mehr gerechtfertigt“, heißt in der Mitteilung weiter. Die Lage werde von der Kreisverwaltung täglich neu bewertet. Hierbei stehe sie in engem Austausch mit der Stadt Norderney. Sollte sich die Situation ändern, würden erneute Maßnahmen geprüft.

Wegfall der Maskenpflicht ist „unverantwortlich“

Sylvia Meyer kommt regelmäßig nach Norderney. Sie findet den Wegfall der Maskenpflicht unverantwortlich. Bild: Leidig
Sylvia Meyer kommt regelmäßig nach Norderney. Sie findet den Wegfall der Maskenpflicht unverantwortlich. Bild: Leidig
Auf der Insel wird der Wegfall der Maskenpflicht nicht von allen positiv gesehen. Zum elften Mal ist Sylvia Meyer bereits zum Urlaub auf Norderney. In diesem Jahr trägt sie eben eine Maske bei ihrem Bummel durch die Strandstraße. „Ich finde das total gut, weil man sich geschützt fühlt“, erklärt die Inselbesucherin. Sie sei wahrscheinlich besonders sensibilisiert, da sie sie im Blutspendedienst arbeitet. Dass die Maskenpflicht in der Einkaufsstraße nun wieder aufgehoben wird, findet die Frau aus Ascheberg im Münsterland „unverantwortlich“.

Ulrich und Maria Schubert betreiben das Traditions-Haushaltswarengeschäft „August Solaro“ direkt in der Strandstraße. Sie freuen sich sehr über die Gäste auf der Insel. Grundsätzlich finden beide die Maskenpflicht wichtig: „Es schärft das Bewusstsein“, sagt Maria Schubert und Ulrich Schubert ergänzt: „Wir tun alles, um den Virus von uns fern zu halten.“ Dass aber die Maskenpflicht nur auf einzelnen Norderneyer Straßen gilt, halten beide für falsch. Wenn, dann sollte die Pflicht auch in anderen Straßen und zum Beispiel auch auf der Strandpromenade gelten.

„Maskenpflicht für alle oder für keinen“

Geschäftsmann Ulrich Schubert war von der Maskenpflicht direkt betroffen. Er hat sein Geschäft an der Strandstraße. Dort galt die Maskenpflicht. Bild: Leidig
Geschäftsmann Ulrich Schubert war von der Maskenpflicht direkt betroffen. Er hat sein Geschäft an der Strandstraße. Dort galt die Maskenpflicht. Bild: Leidig
Als in der vergangenen Woche die Idee aufkam, die Maskenpflicht aufzuheben, aber sie in der Strandstraße noch beizubehalten, hat Ulrich Schubert Landrat Olaf Meinen direkt angesprochen. Die Pflicht sollte entweder für alle oder für keinen gelten, sagt Schubert. Er erzählt, dass er bei dem Gespräch mit Meinen vorgeschlagen habe, die Strandstraße durch Entfernen der Ständer vor den Geschäften und der Fahrräder zu verbreitern. Dann wäre in der Strandstraße genug Platz und Abstand für die Fußgänger, so Schubert.

Ein Ehepaar aus Leipzig, das Urlaub an der Küste macht und für einen Tagesausflug auf die Insel gekommen ist, hat auf der Fähre von der Maskenpflicht erfahren und hat sich davon nicht abschrecken lassen: „Man muss es akzeptieren. Und es ist besser, als krank zu werden“, sagt der Leipziger bei seinem Bummel mit Maske durch die Fußgängerzone.

Andere hingegen haben wegen der Maskenpflicht ihren Norderney-Urlaub storniert, wie der Insel-Hafenwart Jörg Pauls berichtet. So hatten Segler bereits ihren Platz im Hafen reserviert und dann abgesagt. Andere seien wegen der Maskenpflicht vorzeitig abgereist, erzählt Pauls. Er selbst ist für eine Maskenpflicht in Geschäften und für das Einhalten der Abstandsregeln – aber diese Pflicht auch für die Straßen der Insel zu verhängen, hält der Insulaner für übertrieben.

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