70 Jahre OZ
Eigentlich ist die OZ viel älter als 70 Jahre
Der Vorgänger der Ostfriesen-Zeitung wurde schon im Jahr 1848 gegründet. Seitdem hatte die Zeitung aus Ostfriesland für Ostfriesland bereits viele Eigentümerwechsel.
Leer - Als die Ostfriesen-Zeitung am 1. November erstmals als unabhängige Zeitung erschien, zum Preis von 15 Pfennig und in einer Auflage von 25 000 Exemplaren, da hatte sie schon einiges an Geschichte hinter sich. Genauer gesagt reicht die Geschichte bis ins Jahr 1848 zurück.
Da nutzte der aus Aurich gebürtige Drucker Dettmer Heinrich Zopfs, dass infolge der Revolutionsereignisse in Deutschland für die Gründung einer Zeitung keine Konzession mehr nötig war. Das war die Geburtsstunde des „Leerer Anzeigeblatts“, das in drei Generationen Zopfs zur größten Zeitung Ostfrieslands ausgebaut wurde. Im Dritten Reich allerdings hatte die liberale Zeitung keine Chance. 1935 musste das Blatt schließen.
Kampfansage an alteingesessene Verlegerfamilien
Als Verleger kam Gründerenkel Dettmer Heinrich Zopfs nach dem Krieg nicht mehr zum Zuge, stattdessen unterstützte er die mit alliierter Lizenz 1945 gegründete Nordwest-Zeitung in Oldenburg. Die hatte eine eigene Ausgabe für Ostfriesland, die ab September 1949 den Titel Ostfriesen-Zeitung trug.
Für die alteingesessenen ostfriesischen Verlegerfamilien, die Soltaus in Norden (heute Basse), die Dunkmanns in Aurich, die Gerhards in Emden und die Ostendorps in Rhauderfehn (heute Engelberg) war dies eine Kampfansage. Aber nicht für lang. Bereits 1950 zog sich einer der beiden Lizenznehmer in Oldenburg, NWZ-Chefredakteur Joachim Pierre Pabst, zurück. Er ging ein Jahr später nach Hamburg und wurde enger Vertrauter von Axel Springer. Um ihn auszahlen zu können, verkaufte der verbliebene Verleger Fritz Bock die Ostfriesen-Zeitung an die vier Heimatverleger, die inzwischen ihre vormaligen Zeitungen wiedergegründet hatten.
Die OZ war immer eine wirtschaftliche Freude
So ist ganz offiziell der 1. November 1950 der Starttermin für die Ostfriesen-Zeitung und damit der Anlass, 70 Jahre OZ zu feiern – auch wenn auf der Titelseite der OZ der 75. Jahrgang benannt ist. 100 000 Mark mussten die Käufer für den Titel bezahlen – eine Summe, die sich bis heute vielfach amortisiert hat. Aber auch für die NWZ war es ein gutes Geschäft. Sie ließ sich vertraglich garantieren, der OZ vorerst für zehn Jahre die überregionalen Seiten zu liefern. Aus den zehn Jahren wurden 69. Am Ende stand ein Streit – und eine Chance. Seit diesem Jahr wird der Mantel in der OZ-Redaktion in Leer produziert, mit Unterstützung der NOZ in Osnabrück.
70 Jahre OZ sind eine wechselvolle Geschichte. Wirtschaftlich war die Zeitung immer eine Freude für ihre Gesellschafter. Deren Zusammensetzung veränderte sich im Laufe der Jahrzehnte mehrmals, nicht nur wegen Generationswechseln. Noch 1950 zum Beispiel bekam Dr. Fritz Blume, damals Geschäftsführer des Anzeiger für Harlingerland und des Jeverschen Wochenblatts, einen zehnprozentigen Anteil an der OZ, die von Anfang an den Fokus auf ganz Ostfriesland setzte und Außenredaktionen (in der Regel ein Redakteur) in allen größeren Städten unterhielt. 1956 wurde auch Zopfs noch einmal Mitgesellschafter. 17 Jahre später, als die OZ aus dem zu eng gezogenen Zopfs’schen Verlagsgebäude in der Leeraner Brunnenstraße (heute: Holländisches Möbelhaus) in einen Neubau nach Logabirum zog, gab die Familie die Anteile wieder her. Das neue Verlagshaus konnte übrigens bar bezahlt werden. Der damalige Geschäftsführer hatte den Gesellschaftern die Existenz eines gut gefüllten „Sparkontos“ verschwiegen.
Juristischer Sprengstoff im Vertrag
Der Vertrag, den die neuen OZ-Gesellschafter und die NWZ anno 1950 abschlossen, enthält juristischen Sprengstoff: Ausdrücklich vereinbart ist nämlich, dass die NWZ publizistisch nicht in Ostfriesland aktiv wird und umgekehrt die OZ nicht in der Region Oldenburg. Daran fühlen sich bis heute nicht alle Partner gebunden. Ende 1998 nämlich kaufte sich die NWZ mit einem 24,5-Prozent-Anteil bei der Emder Zeitung ein, nachdem sie kurz zuvor schon das Leeraner Anzeigenblatt Sonntags-Report übernommen hatte. Kurz darauf bekommt die NWZ Schritt für Schritt direkten Zugriff auf die OZ, als sie mehreren Erben der ursprünglichen Gesellschafter Anteile abkauft und in einem Fall sogar das Testament. Christian Basse, Verleger des Ostfriesischen Kuriers in Norden, gibt seine Zeitung mehrheitlich an die NWZ ab und bekommt dafür neun Prozent an dem Oldenburger Unternehmen. Damit hatte die NWZ durch geschickte Zukäufe plötzlich die Mehrheit an der OZ. Nachdem die Nordwest-Zeitung 2006 auch noch die restlichen Anteile an der Emder Zeitung übernimmt, wird das Bundeskartellamt hellhörig und dröselt sämtliche offenen und geheimen Deals auf. 2008 muss die NWZ bis auf den Sonntags-Report und die Emder Zeitung alle Geschäfte rückabwickeln. Das kostet die Oldenburger inklusive Strafe eine zweistellige Millionensumme.
Heute hat die Zeitungsgruppe Ostfriesland, wie sich das Unternehmen seit der Übernahme des General Anzeigers Rhauderfehn 2002 nennt, im wesentlichen drei Gesellschafter: Robert Dunkmann sowie die Familien Engelberg und Gerhard. Einen ganz kleinen Anteil hält Robert Dunkmanns Cousin Dietmar Müller-Dunkmann.