Meinung
Landwirtschaft muss umweltverträglich und lukrativ sein

Landwirte mit Familienbetrieben befinden sich seit Jahrzehnten in einem Hamsterrad. Wenn sie da raus wollen, sollten sie nicht für mehr Gülle auf den Feldern demonstrieren, sondern – wie zuletzt – für faire Preise. Ein Kommentar.
Die Trecker-Blockade am Heseler Aldi-Lager hat gezeigt, dass der landwirtschaftliche Protest jetzt beim entscheidenden Thema ansetzt – bei der Bezahlung von Nahrungsmitteln. Der Düngemittel-Aufstand der vergangenen Monate war nur ein Stellvertreterkrieg, in dem sich die Bauern ins Knie geschossen haben. Denn Nitrat im Grundwasser wollen nicht einmal diejenigen, die dazu mit dem Kauf von Billigstfleisch im Supermarkt beitragen. Daher war es buchstäblich eine Scheißidee, es zur Zukunftsfrage der Landwirtschaft zu erklären, wie viel Gülle auf die Äcker darf. Vielen Bürgern stinken die damit verbundenen Traktor-Demos – viele haben womöglich noch nicht bemerkt, dass es bei den jüngsten Blockaden um die berechtigte Forderung nach fairen Preisen für Fleisch und Milch geht.
Die jungen Landwirtinnen und Landwirte aus Familienbetrieben, die am Montag nach Hesel kamen, fühlen sich vom Bauernverband offenbar nicht ausreichend vertreten. Sie verzichteten auch auf die Flagge von „Land schafft Verbindung“. Diese Initiative tritt vor allem als Düngeverein auf und wird daher in der Öffentlichkeit wenig positiv wahrgenommen. Vielleicht gelingt es den jungen Leuten mit ihrem unabhängigen Protest, ein Umdenken einzuleiten. Falsche Subventionsanreize der Europäischen Union und das Preis-Dumping von Aldi und Co haben dazu geführt, dass Höfe immer größer werden und immer billiger arbeiten müssen. Das sind aber keine Naturgesetze. In diesem Jahr hat die EU die Weichen in der Subventionspolitik neu gestellt. Darauf hätten die Familienbetriebe ihre Forderungen fokussieren müssen. Die Düngemittelverordnung vor Augen haben sie diese Chance zur Umgestaltung übersehen.
Die Landwirtschaft der Zukunft muss umweltverträglich arbeiten und sich finanziell lohnen. Für diese Ziele sollten nicht nur Bauern, sondern auch Verbraucher kämpfen.
Den Autor erreichen Sie unter a.ellinger@zgo.de